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Die jährliche Irrseewoche

 

Wie jedes Jahr machen sich die Wiener Fischerknaben im Herbst auf, um den oberösterreichischen Karpfen auf den Puls zu fühlen. Diesmal wird die zweite Septemberwoche auserkoren. Die Anreise erfolgt am Sonntagmorgen, wie immer sind Robert, Michael und Helmut mit dabei. Verladen wurde bereits am Vortag und so war die einzige Herausforderung das morgendliche Erwachen. Fast pünktlich geht es los und dank spärlichem Verkehr ist man auch alsbald am Ziel eingetroffen. Gleich werden sämtliche Habseeligkeiten ausgeladen und der Aufbau beginnt. Dank ordentlicher Arbeitsteilung steht das Lager bald und auch die Fischerkarten sind schnell organisiert. Noch die Boote klar machen und schon wird die erste Fütterung vorgenommen. Schon am frühen Abend meldet sich auch der erste Rüssler an, ein süsser Spiegler mit 2,5kg. Der Anfang ist also recht hurtig gemacht. Den restlichen Abend verbringen unsere Knaben dann gemütlich am Lagerfeuer und geniessen Natur und Stille. Um kurz nach eins dann ein vorsichtiges Piepsen und die Kontrolle zeigt ein wenig Gegenwehr. Die erste Vermutung einer Brachse bestätigt sich nicht, ein kleiner Spiegelkarpfen mit 3kg verleibt sich den Boilie ein und muss zum Landgang antreten. Die restliche Nacht verläuft ruhig und auch vom folgenden Vormittag gibt es wenig zu berichten. Erst kurz vor dem Mittagstisch klingelt es wieder. Robert holt einen schönen und ordentlich kämpfenden 6kg-Schuppi aus dem Irrsee. Kaum released wird ein wenig nachgefüttert und wieder die Lauerposition eingenommen. Das Wetter ist ganz gut und so können die Stunden des Wartens auch ohne Fangerfolg genossen werden. Am Nachmittag ist es dann soweit und die erste Brachse hängt am Haken. Mit 2,7kg sehr stattlich aber natürlich unerwünscht. Am Abend scheint sich dann das eingebrachte Futter bezahlt zu machen, denn nun geht es Schlag auf Schlag. Erst keschert Michael einen ordentlichen Schuppi mit knappen 7kg, dann legt er einen schönen Spiegler nach. Am späteren Abend zeigt sich dann erneut Brassenflüsterer Helmut erfolgreich und holt eine 3,4kg Brachse aus dem Irrsee, welche auch den Abschluss eines schönen Herbstages bildet.

Am nächsten Morgen zeigt sich die Temperatur deutlich kühler was aber keinen Einfluss auf die Beissfreudigkeit der Schuppenträger hat, denn praktisch zum Frühstück stattet den Knaben ein kleiner Spiegler einen Besuch ab. Exakt eine Stunde später beisst sein etwas grösserer Bruder, beide wiegen zwischen 3,5 und 4kg. Danach reissen die Bisse ab und der Regen sorgt zusätzlich für Unstimmung. Den ganzen Tag geht nichts und auch die zu Besuch gekommenen Rauchfangkehrer Peter und Fischi bringen kein Glück mit. Erst um 2h nächtens zeigt sich die nächste Aktivität in Form eines kleinen Spieglers, wobei die Ausfahrt zum Erlebnis wird da sich unsere Gäste mit ins Boot gesellen um live dabei zu sein. Die restliche Nacht verläuft ruhig und so starten die Fischerknaben erholt in den nächsten Tag.

Mittlerweile ist es bereits Mittwoch und sowohl was Anzahl, als auch Gewicht der bisherigen Fänge betrifft, zeigt sich doch eine gewisse Unzufriedenheit im Fischerlager, obwohl praktisch jeden Morgen ein Fisch gefangen wird, so auch an diesem Tag. Es wird überlegt, wie man die Taktik verändern kann und man versucht neue Spots zu finden und verzichtet im Futter nun weitestgehend auf Partikel und setzt voll und ganz auf Boilies. Am Nachmittag wird dann ein weiterer Schuppenkarpfen der 4kg-Fraktion vorstellig, die Veränderung bringen scheinbar nicht den gewünschten Erfolg. Am späteren Abend verhaftet Robert einen weiteren Schuppi, mit 4,8kg zwar wunderbar aber langsam dürfen sie dann grösser werden. Die weitere Nacht verläuft ohne Fangerfolg und so schlummern unsere Fischer gemütlich dahin.

 

Der nächste Morgen ist herrlich, strahlender Sonnenschein kombiniert mit dem Weckerläuten des Karpfefischers - dem Bissanzeiger. Um halb Sieben hält Robert den nächsten Karpfen in die Kamera, einen 5kg Spiegler. Schnell versorgt zieht man sich nochmal in den Schlafsack zurück um noch ein wenig zu ruhen. Denkste, kaum ist der Zippverschluss oben, heult der nächste Bissi los. Diesmal darf Helmut ran und keschert einen Schuppi aus der gewohnten Gewichtsklasse. Jetzt ist Zeit für ein Frühstück und man geniesst die Sonnenstrahlen, denn auch die Temperaturen sind höchst angenehm. Gegen Mittag zieht dann allmählich Wind auf, welcher immer stärker wird. Plötzlich stürmt es und die Gischt peitscht über den See. Mit Müh´und Not retten sich Helmut und Robert mit ihrem Boot ans Ufer und da der Orkan immer lebhafter wird, beschliesst man, das Angeln einzustellen. Zusätzlich gesellt sich nun starker Regen zum orkanartigen Wind und die Knaben harren aus und versuchen sich für die letzten Tage was Neues einfallen zu lassen. Spätabends flaut dann der Wind etwas ab und man beschliesst, die Angeln wieder auszuwerfen. Schnell wird man dafür auch entschädigt und fängt den nächsten 4kg-Schuppi. Die Nacht bleibt dann gänzlich ruhig und auch am nächsten Morgen gibt es erstmals in dieser Woche keinen Biss.

 

Es ist nun merklich kühler, gerade ein paar Gräder über Null zeigt der Thermometer, dafür ist es trocken. Die Umstellung der Futtertaktik und der Wetterumschwung machen sich offensichtlich bemerkbar, denn Bisse bleiben jetzt gänzlich aus. Da der Nachbar bei eventuellem Erfolg um einen Speisekarpfen gebeten hat, bestücken die Knaben nun eine Rute mit Frolic, denn mit diesem Köder stellt sich erfahrungsgemäss meist schneller Erfolg bei kleineren Karpfen ein. Doch nichts geht, Köderkontrolle und neuen Frolicring drauf. Praktisch aus dem Nichts zieht die Rute mit dem Frolic ab. Ein absoluter Vollrun. Der Fisch zieht geradewegs ins Freiwasser und macht keine Anstalten einer Richtungsänderung oder seine Flucht zu stoppen. Robert agiert an der Rute und lässt den Fisch gewähren um die Schnur nicht in einem Ufernahen Hinderniss zu kapen. Helmut macht sich sofort ans Rudern und man hat tatsächlich Mühe, dem Fisch zu folgen. Langsam werden die Schnurreserven knapp aber die beider Angler holen den Fisch kontinuierlich ein. Endlich ist der Run gestoppt und die beiden befinden sich nun über dem Fisch. Ein Blick über die Schulter zeigt den Knaben, dass sie mitten am See sind. Robert pumpt den Fisch Meter für Meter Richtung Boot, dieser reagiert seinerseits immer wieder mit heftigen Fluchten. Nach einer gefühlten Ewigkeit blitzt erstmals ein gelber Schimmer durch die Wasseroberfläche. Genaues lässt sich noch nicht sagen, lediglich, dass dieser Karpfen sicher die 4kg-Marke überschreitet. Der Puls wird dadurch aber immer schneller und die Vorsicht führt Regie. Robert lässt sich genügend Zeit um den Karpfen auszudrillen. Allmählich werden die Fluchten seltener und schwächer und endlich zeigt sich Karpfen bereit für den Landgang. Mittlerweile ist klar dass es sich um einen Schuppenkarpfen handelt der wohl sehr nahe am zweistelligen Bereich ist. Beim dritten Versuch liegt er im Kescher und die Freude ist gross. Zügig rudert man zurück ins Lager wo Michael bereits gespannt wartet, konnte er das Treiben ja nur aus grosser Distanz beobachten. Schnell wird der Fisch gewogen und die Vermutungen haben sich betsätigt - nach Abzug der Wiegeschlinge bleibt ein Gewicht von 10,1kg stehen, der erste zweistellige Karpfen aus dem Irrsee für die Wiener Fischerknaben und der Köder war ausgerechnet Frolic. Nach sorgfältigen Releasen geniesst man es, dem Fisch zuzusehen wie er gemählich in den Tiefen seiner Heimat verschwindet um sogleich eine weitere Rute mit Frolic zu bestücken. Doch langsam geht den Knaben die Zeit aus, denn es ist bereits Freitag und der Nachmittag bricht ins Land. Piep-piep-pieeeep, der nächste Run und dieser gleicht dem vorherigen wie ein Ei dem anderen. Wieder knallt der Fisch unbeirrt mitten auf den See, wieder folgen Helmut und Robert, diesmal mit vertauschten Rollen. Helmut ist der Dirigent und Robert der Steuermann. Wie zuvor stoppt der Fisch erst mitten im Freiwasser eigentlich schon über der Seemitte. Behutsam versucht Helmut den Fisch heranzudrillen und dies gelingt langsam aber sicher. Ein schönes Wechselspiel zwischen ein paar Metern Schnurgewinn und heftigen Fluchten des Flossenträgers. Ähnlich lange wie schon zuvor braucht man, um den Fisch an die Oberfläche zu bringen und dieser Fisch wirkt sogar noch etwas grösser. Beim ersten Versuch sackt Robert den Schuppenkarpfen ein und es geht wieder zurück zur Wiegestation. Dort zeigt sich das ganze Ausmass dieses wunderschönen Tieres mit 11kg Gewicht. Nicht allzu viel schwerer als sein Vorgänger, mit 90cm Länge aber um ganze 12cm länger. Nach dem Erinnerungsfoto wird natürlich auch dieser Fisch wieder seinem Element übergeben und es scheint der Knoten geplatzt. Zufrieden wird nun erstmal angestossen, denn die kommenden Stunden verlaufen äusserts ruhig.

 

Da die letzte Nacht ins Haus steht verbringt man diese fast schon traditionell am Lagerfeuer. Obwohl es langsam wirklich kalt ist trübt das die Stimmung nicht. Langsam gewinnt aber die Müdigkeit Oberhand und da am nächsten Tag Abreise ist, folgt der Beschluss, den Abend zu beenden und die wohlige Wärme des Schlafsacks zu suchen. Ungestört bleibt der Frieden aber nicht denn um 2.30h reisst ein Vollrun die Knaben aus dem Schlaf. Hastig eilt man an die Rute und wieder zieht der Fisch raus ins Freiwasser. Das scheint ein gutes Zeichen und rasch nimmt man die Verfolgung auf. Auch dieser Fisch zeigt sich kampfstark und unter dem sternenklaren Himmel entwickelt sich erneut ein spannender Drill unter romantischen Umständen. Bald muss der Karpfen aber blanken und geht als Verlierer aus diesem Duell. Schon beim Keschern zeigt sich, dass er nicht ganz so wuchtig ist wie die Schuppis vom Nachmittag aber dennoch eine stattliche Grösse aufweist. Die Waage zeigt 7,4kg an und der Fisch verschwindet unbeschadet im Dunkel der Nacht. Jetzt erst bemerken die Knaben wie kalt es mittlerweile ist und schlüpfen hurtig wieder in die Schlafsäcke. Augen zu, einmal durchatmen und schon pfeifft erneut ein Bissanzeiger durch die Stille der Nacht. Diesmal darf sich Michael versuchen und die Erwartungshaltung ist doch recht gross, denn wieder flüchtet der Fisch weit hinaus. Helmut rudert hinterher und nach einiger Zeit hat man den Fisch eingeholt. Auch er flüchtet immer wieder heftig und versucht die beiden Angler auszutricksen und unter dem Boot Schutz zu finden. Trotz erschwerter Bedingungen, denn die Rollenbremse machte Michael gehörig zu schaffen, gelingt es den Beiden, den Fisch in den Kescher zu bugsieren und zur Abwechslung handelt es sich diesmal um einen Spiegelkarpfen. Auch dieses Tier ist stattlich und die Abwaage ergibt ordentliche 8,1kg. Nach dem Zurücksetzen gönnt man sich nun ein verdientes nächtliches Bier um danach höchst zufrieden wieder in die Liegen zu verschwinden.

Der nächste Morgen bleibt wie schon tags zuvor ruhig, leider setzt aber rechtzeitig zum Abbau des Lagers Regen ein. Stück für Stück wird unsere Heimat abgebaut und verladen und das Wetter macht uns leider keine Freude. Sämtliche Utensilien werden nass und gatschig verstaut. Mitten hinein folgt ein schöner Run, denn die Ruten kommen natürlich erst ganz am Schluss raus. Mühsam tingelt man durch den Regen ehe Michael den vermeintlich letzten Fisch unseres Urlaubs fängt. Er hält einen schönen 5,9kg Schuppi in die Linse und damit dürfte es das gewesen sein. Jetzt ist er da, der Moment, an dem die Montagen eingeholt werden. Angel für Angel wird verstaut und plötzlich ein Hänger. Na super beim Einholen in einem Stumpen hängen geblieben. Also raus mit dem Boot und versuchen die Montage zu retten. Recht starker Wind macht dieses Unterfangen doch schwierig und dass eine weitere Montage der Fischerknaben mit drinnen hängt erleichtert die Angelegenheit auch nicht gerade. Immer wieder verhängt sich die Verwicklung auch in den Rudern und man wird nahezu manövrierunfähig. Also kommt das grosse Messer zum Einsatz, die Schnur wird gekapt und die Montage per Hand eingeholt. Am anderen Ende wird nun doch Widerstand spürbar und die Knaben erahnen schon, dass da was Haken hängt. Mühsam nähert man sich dem Ende der Schnur und findet sich im Schilfgürtel wieder wo doch tatsächlich ein Karpfen an der Leine hängt. Mühsam wird er in den kleinen Kescher bugsiert und wenig später von seinem Leid befreit. Froh über die wiedergewonnene Freiheit verschwindet er sogleich in seine Heimat und selbiges blüht nun auch den Wiener Fischerknaben. Die letzten Habseeligkeiten werden im Wagen verstaut und wehmütig begibt man sich auf die Heimreise. Nach zügiger Fahrt werden die Angelsachen gleich bei Peter deponiert um sie in den Folgetagen zu reinigen und zu pflegen was man auch tatkräftig und sorgfältig erledigt. Somit ist das Tackle wieder bereit für die Donaukarpfen.

 

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